12. Jean-Pauls Geschichte

KI-generiertes fotorealistisches Bild eines schwarzen Katers und eines Schneeleoparden, die im Wald Kaffee aus einer großen Schale trinken.
Snowflake und ich beim Kaffeekränzchen, miau.

Miau und hallo, meine zauberhaften Leser*innen,

 

seit ein paar Monaten treffen Snowflake und ich uns etwa alle vier Wochen zu einer Art Kaffeekränzchen an unserem Lieblingsplatz im Zauberwald, um uns in Ruhe über die neuesten Ereignisse in unser beider Leben auszutauschen. So eine Freund*innenschaft muss ja gepflegt werden, besonders, da wir beide inzwischen verliebt und in einer Beziehung sind. (=> 9. Ämterchaos – Unerwartete Wendung, Springs erster Besuch, 11. Snowflake in Not; Anfang von Wissenswertes).

 

Kaffeekränzchen ist nur bedingt das richtige Wort dafür, da Snowflake meine Liebe zu Kaffee nach wie vor und mir unverständlicherweise nicht teilt und nur Wasser trinkt. Aber jedes Mal, wenn ich unsere Lichtung betrete, steht schon ein großes Schälchen Kaffee mit Hafermilch für mich bereit und ein großer Teller mit Gebäck, das Mascha für uns geback… äh, gezaubert hat.

 

Nun, bei einem Kaffeekränzchen (ich mag das Wort einfach) im Herbst letzten Jahres wirkte Snowflake angespannt. Doch bevor ich fragen konnte, was los sei, erkundigte er sich schon, wie es denn so mit Spring laufe.

 

Anna meinte beim Korrekturlesen dieses Textes, ganze zwei Seiten „Schwärmerei“ (ihre Worte, nicht meine) über Spring würdet ihr nicht lesen wollen (murr), und hat sie mir rigoros gestrichen. Also fasse ich mich mal kurz: Spring ist toll und es läuft wirklich super mit uns.

 

Als ich meine vermeintliche Schwärmerei beendet hatte, fragte Snowflake nach Anna & Co.

„Sind mal wieder in einer Phase, wo sie sich für alles und nichts entschuldigen und da nicht rausfinden“, begann ich und Snowflake hob fragend den Kopf.

„Selbst mir gegenüber kommt ständig eine Entschuldigung, wenn Anna z.B. beim Auffüllen des Wassernapfes ein wenig Wasser auf den Boden verschüttet oder so. Also bei vollkommenden Nichtigkeiten. Uns beiden ist der aktuelle Auslöser noch nicht klar. Aber einige innen fühlen sich mal wieder permanent schuldig. Allein für die Tatsache, dass sie existieren.“

 

„Weißt du, warum das so ist? Also grundsätzlich?“, Snowflakes Blick war ernst, als er mich das fragte.

 

 

Foto eines schwarzen Katers mit gelben Augen, der direkt und streng in die Kamera schaut. Es ist nur sein Kopf und nur ganz wenig vom Körper zu sehen.
Freies Foto von Pixabay.

CN Täter*innensätze

 

„Ja“, begann ich zu erklären, „das ist ziemlich verbreitet bei traumatisierten Menschen, sich für alles schuldig zu fühlen. Bei einigen von Annas Anteilen ist das so stark ausgeprägt, dass sie glauben, quasi an allem Elend der Welt schuld zu sein.

Grundsätzlich gibt es dafür verschiedene Gründe:

Täter*innen bläuen das den Kindern/den Betroffenen zum einen richtig ein oder suggerieren es ihnen auf andere Art und Weise, dass sie Schuld an dem haben, was ihnen angetan worden ist. ‚Du hast das doch gewollt/Du willst das doch auch‘ und ähnliche Sätze sind weit verbreitet. Solche Aussagen dienen wie vieles andere dazu, sicherzustellen, dass die Kinder schweigen aus Schuld und Scham und Angst vor Bestrafung, in Endeffekt dient das also wieder einmal dem Täter*innenschutz.

 

Doch schuldig sind einzig und allein die Täter*innen, nicht die Betroffenen. Immer. Denn sie sind es, die die Gewalt ausgeübt haben. Und zwar auch dann, wenn sie Kinder/Betroffene gezwungen haben, selbst schlimme Handlungen zu begehen, wie es in Kreisen organisierter Gewalt geschieht. Kinder/Betroffene hatten auch hier keine Wahl, daher sind sie nicht schuldig.

 

Es ist ein großer Unterschied zwischen Schuld haben und sich schuldig fühlen. Schuld hat allein die Person, die bewusst etwas getan hat, was andere schädigt, oder es in Kauf genommen hat. (Hierzu zähle ich z.B. auch unterlassene Hilfeleistung.)

 

Ein anderer Grund für die permanenten Schuldgefühle ist der Versuch, ein Stück weit die Kontrolle zurückzugewinnen. Das wesentliche Merkmal traumatisierender Gewalterfahrungen ist das Ausgeliefertsein. Die Ohnmacht. Die Hilflosigkeit. Das Sich-nicht-wehren-Können, weil die Täter*innen so viel stärker und mächtiger waren/sind. Die Übernahme bzw. das Verinnerlichen der Täter*innensätze, selber schuld zu sein, und die eigenen verzweifelten Gedankenspielchen von ‚Wenn ich das und das getan hätte, wäre es nicht passiert‘, ‚Wäre ich doch nur (besser, liebenswerter, klüger …) gewesen, wäre es nicht passiert‘ etc. sind ein Versuch, die Kontrolle zurückzugewinnen. Ohnmachtserfahrungen sind mit die schlimmsten Erfahrungen – trage ich aber für etwas die Schuld, dann bin ich (vermeintlich) nicht mehr hilflos.

 

Waren die Täter*innen enge Bezugspersonen (und das ist zumeist der Fall), die auch für die Versorgung des Kindes zuständig waren, wird es noch ein Stück komplizierter: Es ist nicht nur einfacher für das Kind, sich selbst schuldig zu fühlen, als dem Menschen die Schuld geben, von dem es abhängig ist, sondern tatsächlich überlebensnotwendig. Schließlich sind die Täter*innen dann zugleich jene, die für ihr Überleben sorgen (essen, trinken, Kleidung, Zuwendung etc.), wenn auch allzu oft nur in einem minimalen Ausmaß. Es ist ein entsetzlicher Zwiespalt, dass der Mensch, der mich versorgt, mir gleichzeitig Fürchterliches antut. Ich habe das selbst mit meinem Vater Angelo erlebt. Glaube ich aber, dass ich Schuld habe und nicht der*die Täter*in, löst sich der Zwiespalt auf.

 

Bei manchen Betroffenen entsteht der Drang, sich dauernd zu entschuldigen, aus der Sorge heraus, anderen zur Last zu fallen. Auch etwas, was ihnen sowohl in der Vergangenheit, aber auch heutzutage, zum Beispiel durch das sog. Hilfesystem, immer wieder vermittelt worden ist.

 

Außerdem sind Schuldgefühle eng mit Scham verknüpft; beides haben viele Gewaltbetroffene in einem hohen Ausmaß– und auch die Scham führt nur allzu häufig dazu, dass sie sich ständig und zumeist völlig überflüssigerweise für etwas entschuldigen. Wie für verschüttetes Wasser. Es gibt noch viele weitere Gründe für dieses Verhalten, darunter echt komplizierte, aber ich glaube, das ist das Wichtigste.“

 

Für einen Moment schwiegen wir beide, dann murmelte Snowflake „heftig“ und malte nachdenklich mit der Vorderpfote Muster in den Waldboden. Dieses Zeichnen von Mustern ist etwas, was er von klein auf tut, wenn ihn etwas bedrückt. Besorgt sah ich meinen Freund an:

„Was ist los? Mit dir und Jean-Paul alles in Ordnung?“

Hoffentlich hatten die beiden keine Beziehungsprobleme.

„Er ist wunderbar. Als hätte ich einen Seelenverwandten gefunden. Ich genieße jede Sekunde mit ihm.“ (Auch hier hat Anna erheblich gekürzt; Romantik ist echt nicht ihr Ding, miau.)

 

„Und was macht sein Training?“

 

 

Foto eines jungen Schneeleoparden, der die Schnauze aufgerissen hat, als würde er brüllen. Er sitzt vor einem Felsen, rechts und links von ihm Blumen oder Kräuter. Er schaut in die Kamera.
Freies Foto von Pixabay. Jean-Paul.

Nach seiner Aufnahme in den Zauberwald wurde schnell klar, dass JP doch erhebliche Lücken in einigen magischen Gebieten hat; zudem hat er seine Abschlussprüfungen nie abgelegt. Das heißt, er musste allein deswegen noch mal die Schulbank drücken. Mascha hat es sich höchst persönlich zur Aufgabe gemacht, ihren Schwiegersohn fertig auszubilden. Doch noch sehr viel wichtiger, als dass JP den Basiskram zu beherrschen lernte, war es, dass er einen Weg fand, sein besonderes magisches Brüllen zu kontrollieren und nicht aus Versehen, alles und jeden damit in eine andere Dimension zu schleudern und die totale Verwüstung anzurichten. Insbesondere da nicht sicher ist, dass eins das überlebt. So trainierten sie sowohl das Brüllen kontrolliert einzusetzen als auch die Stärke zu dosieren. Dafür nutzten Mascha und er eine Wüstenregion auf der Magischen Welt, wo es nicht allzu viel Leben gibt; lediglich ein paar giftige Spinnentiere.

 

„Naja“, antwortete Snowflake, für einen kleinen Moment amüsiert, „Mascha hat ihm als erstes den Aufräumzauber beigebracht, damit er das Chaos, das er beim Brüllen anrichtet, wieder in Ordnung bringen kann. Er beherrscht ihn inzwischen perfekt, anders als gewisse Anwesende.“

 

Miau, ob dieser kleinen Anspielung auf einen gewissen sehr hübschen, magischen, schwarzen Kater rollte ich gespielt-genervt mit den Augen und boxte Snowflake in die Seite. Der grinste, knuffte zurück und ich landete auf dem Boden. Er wird nie begreifen, um wie viel größer und stärker er ist. Seufz. Nachdem ich die Erde aus meinem Fell geputzt und er sich entschuldigt hatte, fuhr er, wieder sehr viel ernster, fort:

„Er macht schon Fortschritte, zur Freude der Spinnentiere. Aber das Problem ist halt, dass er durch das Training ständig damit konfrontiert ist, was passiert ist, als er noch ein Teenie war. Und das belastet ihn enorm. Er schläft schlecht, hat Albträume – und das häufigste Wort, das er benutzt, ist ‚Entschuldigung‘. Genauso wie du es von Anna beschreibst.“

Wieder fing er an, Kreise und Dreiecke zu malen.

„Darfst du mir erzählen, was damals passiert ist?“, fragte ich schließlich, als Snowflake keine Anstalten machte, weiterzusprechen.

„Ja. Jean-Paul sagt, dass es okay ist, wenn du und Spring es erfahren. Er möchte es nur nicht selbst erzählen müssen. Mascha haben wir bereits eingeweiht, wegen des Trainings.“

 

Das Schweigen nach diesen Sätzen war so lang, dass ich kurz davor war, Muster in den Boden zu zeichnen, aber Snowflake zu drängen, wenn ihn etwas bedrückt, macht wie bei eigentlich allen Lebewesen so gar keinen Sinn. So wartete ich geduldig, bis er sich gesammelt hatte.

„Erinnerst du dich noch an die Sache mit dem Blauen Mond?“, begann er schließlich und mir entfuhr ein Schreckensschrei:

„Nein! Sag nicht, dass …“

„Doch. Leider.“

„Große Katze im Himmel“, ich ahnte bereits jetzt, was JP wohl Schreckliches widerfahren sein musste.

 

Bild (KI-gneriert, fotorealistisch) eines regenbogenfarbenen kleinen, flauschigen Alpakas auf orangefarbenem Gras.
Eins der flauschigen bunten Alpakas, die auf dem Blauen Mond leben.

Doch zunächst ein paar Worte zum Blauen Mond:

 

Genau wie die Erde hat auch die Magische Welt einen Mond. Allerdings unterscheidet er sich sehr von eurem: Erstens leuchtet er des Nachts hellblau schimmernd, passend zu unserem nächtlichen Himmel, an dem die Sterne in wirklich allen denkbaren Farben funkeln.

 

Zweitens ist er zwar ein Trabant, doch er hat eine eigene kleine Sonne. (Oh, ja, ich sehe schon beim Schreiben die Blicke jener unter euch, die sich mit Astronomie beschäftigen, und höre euren Aufschrei. Aber meine Zauberlehrlinge, auch wenn das astronomisch bei euch nicht möglich ist, dass ein Mond eine Sonne hat, vergesst nicht, dass ich von einem Magischen Universum erzähle; dort gibt es das genauso wie zaubernde Katzen und Hunde, Elfen und Feen, Trolle und Drachen.)

 

Und drittens existiert tatsächlich Leben auf dem Blauen Mond. Seine Bewohner*innen sind mehr als außergewöhnlich: kleine regenbogenfarbene Alpakas, kuschelig und entzückend. (Anna mit ihren etwa 1,70 m würden diese mit ihren Köpfen knapp bis zur Hüfte reichen, mal so zum Vergleich, damit ihr eine bessere Vorstellung habt.) Und, ja, miau, die sind wirklich regenbogenfarben.

 

Überhaupt hat auf dem ganzen Trabanten nichts die Farbe, die ihr oder ich erwarten würden: Die Bäume tragen blaue oder lilafarbene Blätter, die Bäche plätschern in einem sanften rosa daher, das Gras ist pastell-orange. Es gibt türkisfarbene Strände und gelbe Seen und Steine und Felsen in allen erdenklichen Farben. Alles auf diesem Mond ist wunderschön, knallebunt und glitzert und funkelt außerdem noch.

 

Ich war dort noch nicht, aber ich glaube, mir würde sich das Fell noch mehr aufstellen als im Feenwald in Anbetracht dieser Buntheit. Angeblich leben auf dem Blauen Mond auch Einhörner. Nur gesehen hat die noch keins so richtig. Wie immer. Gibt es irgendein Lebewesen, das schon mal irgendwo eins richtig gesehen hat? Ich persönlich glaube mittlerweile, dass Einhörner nirgendwo existieren, sondern ein alle Universen umfassender Mythos sind.

 

 

Jedenfalls sind der Blaue Mond und seine Bewohner*innen wichtig für das universelle Gleichgewicht, ob mir unser kleiner Trabant nun zu kitschig ist oder nicht. Er sorgt für den Ausgleich für all das Schlimme, was anderswo geschieht. Kurz gesagt, ohne ihn würde die Magische Welt und nicht nur diese in Dunkelheit versinken. Soweit zum Blauen Mond an sich.

 

 

KI-generiertes Bild einer Eule, die auf einem Ast sitzt. An den Ästen drumherum sind kleine Laternen befestigt. Die Eule ist weiß, beige, braun gefiedert und schaut in die Kamera. Der Hintergrund wirkt neblig.
Freies Bild von Pixabay.

Nun zu den Ereignissen vor knapp 100 Jahren:

 

Zu jener Zeit kam es auf der gesamten Magischen Welt urplötzlich zu Erschütterungen. Nicht stark, aber dennoch beunruhigend, wie ein permanentes leichtes Erdbeben. Nur wenige Stunden am Tag war Ruhe.

 

Zum Glück entdeckten unsere Astronom*innen, ein Job, der vorwiegend den Eulen obliegt, recht schnell, wenn auch eher zufällig, bei einer nächtlich Himmelsbeobachtung, die Ursache: Unser kleiner Blauer Mond wackelte – und zwar so stark, dass es sichtbar war, studierte eins den Himmel mit Adleraugen oder in diesem Fall Eulenaugen. (Und mit Hilfe besonderer magischer Teleskope, natürlich.) Und dieses Wackeln löste die kleinen Erdbeben bei uns aus. Eindeutig nicht gut.

 

Ich hielt mich damals zum Auftanken im Zauberwald auf – und kann euch sagen, die Panik unter den Bewohner*innen der Magischen Welt war groß. Damals gab es die Asterix-Comics ja noch nicht, aber genau wie die Gallier*innen hatten viele Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen würde. Recht unwahrscheinlich, aber es galt schon schnell herauszufinden, was da los war. Nicht dass der Blaue Mond dabei war zu zerbersten.

 

Leider war es nicht möglich, die Alpakas mal einfach anzufunken oder anders zu kontaktieren. Diese speziellen, sehr niedlichen Tiere reden ausschließlich in Schnalz- und Klicklauten – die bisher einzige Sprache in den uns bekannten Universen, die wir Tiere von der Magischen Welt bisher nicht entschlüsseln konnten. Das Sprachproblem führte dazu, dass sie uns damals, als sie akuter Gefahr waren, weder mitteilen konnten, was geschah, noch im Nachhinein in der Lage waren, zur Aufklärung beizutragen.

 

Und so entsandte der damalige Vorstand zwei erfahrene Kundschafter*innen dorthin.

 

 

Ihr ahnt es bereits, nicht wahr?

 

 

Foto zweier Schneeleoparden. Der eine sitzt seitlich mit dem Körper zu Kamera, hat aber den Kopf in ihre Richtung gedreht. Der zweite sitzt etwas versteckt dahinter. Der Hintergrund ist undeutlich. Schnee ist vorne im Bild zu erkennen. .
Freies Foto von Pixabay. Snowflake meint, das seien JPs Eltern in jüngeren Jahren.

Gemiau, es handelte sich um Jean-Pauls Eltern: Gaston und Coco, beide Mittiere in jener Gruppe magischer Tiere, die vor allem die Aufgabe hat, zunächst einmal die Lage zu sondieren, wenn es irgendwo zu außergewöhnlichen Vorfällen kommt. Die beiden nahmen, wie sie es immer taten, ihren damals jugendlichen Sohn zu dieser Mission mit. Ein fataler Fehler – sowohl die Entscheidung des Vorstandes, nur zwei Tiere zu schicken als auch die von Jean-Pauls Eltern, Jean-Paul nicht zu Hause zu lassen, wie ihr lesen werdet.

 

„Erzähl“, bat ich Snowflake also, während sich in meinem Magen ein seltsamer Klumpen bildete.

„JP war wohl sehr neugierig, den Blauen Mond zu sehen, und freute sich darauf, die Alpakas kennenzulernen. Doch schon kurz nach der Landung war klar, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen würde. Es war kein einziges Alpaka zu sehen, die mussten sich gut versteckt haben. Nein, er hat auch kein Einhorn zu Gesicht bekommen“, fügte er hinzu, bevor ich fragen konnte. Er kennt mich einfach zu gut.

 

„Jedenfalls machten die drei gleich zu Beginn ihrer Mission eine beunruhigende Entdeckung. Die gesamte Landschaft war mit riesigen Fußspuren durchzogen. Gaston und Coco waren sich sicher, dass es die eines Trolls sein mussten, wenn auch eines ungewöhnlich großen.“

„Wie bitte?“, rief ich erstaunt aus, denn ein Troll auf dem Mond war eigentlich nicht denkbar.

 

Okay, mir fällt auf, dass ich euch noch nie etwas zu den Trollen erzählt habe: Also, im Durchschnitt werden sie so um die drei Meter groß – und sehen aus wie riesige Menschen, allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied: Kopf, Körper, Arme und Beine, Hände und Füße – alles ist aus Stein. Trolle sind riesige lebendige Steinhaufen, die sprechen und sich bewegen können und über etwas Basis-Magie verfügen. Feuermachen und so etwas. Besondere magische Fähigkeiten haben sie nicht, brauchen sie auch nicht. Jedenfalls nicht, um sich zu verteidigen: ein Fausthieb – und die Umgebung ist platt. Sie sind ständig schlecht gelaunt und aggressiv. Wäre ich vermutlich auch, würde ich mich wie sie nur von Sand, Matsch und Kieselsteinen ernähren. Normalerweise verlassen sie inzwischen das Bergland kaum noch; dass sich damals offenbar ein Troll auf dem Blauen Mond befunden hatte, ließ mir die Kinnlade runterklappen. Die Kerle, jaaa, die sind alle männlich, sind nämlich nicht in der Lage, durch die Dimensionen zu springen oder anderweitig die Magische Welt zu verlassen. (Ach so, der Ausspruch ‚Zum grünen Troll‘ kommt daher, dass sie im Alter anfangen, Moos anzusetzen. Der älteste jemals gesichtete Troll war von Kopf bis Fuß vollständig damit bedeckt.)

 

„Ja, ein Troll“, bestätigte Snowflake, „und der hatte eine Spur der Verwüstung durch die Landschaft hinterlassen, der Coco, Gaston und JP folgten. Nach nur wenigen Stunden sahen sie ihn bereits von weitem, mitten in der Landschaft liegend, offenbar ein Nickerchen haltend, was erklärte, warum es in den wenigen Stunden, in denen Jean-Paul und seine Eltern auf dem Blauen Mond verweilten, dort wie immer völlig ruhig war. Laut JP handelte es sich um den mächtigsten, größten, furchterregendsten Troll, der je existiert haben muss. Er sprach von weit über vier Meter. Gaston wies seine Familie an, sich rasch ein Versteck zu suchen, in der Absicht von dort aus per magischem Funk Verstärkung anzufordern, weil klar war, dass der Troll zu riesig war, um es allein mit ihm aufzunehmen.“

 

„Warum zum grün…“, ich schluckte den Ausspruch schnell herunter, erschien er mir in der Situation doch etwas unpassend, „… warum sind sie nicht sofort zurückgesprungen? (Ich meinte in den Zauberwald.) Sie hatten doch nur den Auftrag, auszukundschaften, was los ist. Es wäre doch viel sinnvoller gewesen, erfahrene Kämpfer*innen auf den Mond zu schicken!“

 

„Ja, wäre es“, stimmte Snowflake mir zu, „aber Gaston und Coco waren schon immer sehr waghalsig und haben sich nicht nur einmal überschätzt, hat mir JP erzählt. Jedenfalls, bei dem Versuch, sich möglichst leise in einem Gebüsch abseits des Weges zu verstecken, trat JP, schlacksig und daher etwas unbeholfen wie so viele Teenager, versehentlich auf einen Stock. Der unter seinen Pfoten mit einem eigentlich gar nicht so lauten Knacken zerbrach; durch die Stille auf dem Blauen Mond war es aber bis in den letzten Winkel hörbar.“

„Oh, verflixt“, entfuhr es mir erschrocken.

„Ja, in der Tat. Der Troll wurde auf der Stelle wach, sprang auf, sah sich um, entdeckte die drei – und lief mit großen Schritten in ihre Richtung, schon jetzt Kampfgeschrei ausstoßend. Es ist unfassbar, wie schnell sich diese Steingestalten bewegen können. Das hat nur wenige Sekunden gedauert, sagte JP.“

 

Snowflake trank gierig aus seiner Schale mit Wasser, bis diese leer war, und atmete dann tief durch. Das Erzählen nahm ihn nicht nur sichtbar mit, sondern führte wohl auch zu einer extrem trockenen Kehle.

 

„Also, weiter“, ergriff er wieder das Wort, „anstatt wenigstens jetzt den Mond zu verlassen, sprangen Coco und Gaston, ohne eine Sekunde nachzudenken, zwischen den Troll und ihren Sohn. Ich verstehe es einfach nicht, sie hätten JP alles ersparen können, was danach geschah, sich selbst auch. Sie wären in einem Bruchteil einer Sekunde in Sicherheit gewesen, wären sie wenigstens jetzt zurück in den Zauberwald gesprungen. Aber Gaston und Coco spielten gerne die Held*innen und neigten beide in meinen Augen zu totaler Selbstüberschätzung. JP hat mir von anderen waghalsigen, richtig gefährlichen Aktionen erzählt, da schlackerst du nur mit den Ohren. Unfassbar! Unverantwortlich, dass sie immer JP dabeihatten. Das habe ich ihm allerdings bisher noch nicht gesagt, er bewundert seine Eltern nach wie vor für ihre Abenteuer.“

 

An dieser Stelle seiner Erzählung wirkte Snowflake vor allem eins: wütend.

 

„Der Troll machte sich zum Angriff bereit, nur noch einen Meter oder so entfernt. Gaston und Coco begaben sich ebenfalls in Kampfposition – und JP, hinter seinen Eltern stehend, entfuhr ein Brüllen. Er brüllte so donnernd, wie er nie zuvor gebrüllt hatte. Er sagt, er konnte es überhaupt nicht mehr stoppen. Wundert mich nicht, denn er brüllte aus Panik um sein Leben und das seiner Eltern. Der riesige Troll schwang bereits seine steinerne Faust, bereit ihn und seine Eltern mit einem einzigen Hieb zu zerschmettern.

Und noch während er brüllte, sah er, wie alles, was von den blauschwarzen Energiestrahlen, die beim Brüllen aus seinem Maul strömten, erfasst wurde wie von einem Hurrikan, in die Luft wirbelte und verschwand. Entsetzt verstummte er, doch es war zu spät. Er war allein auf dem Blauen Mond, vor sich einen riesigen Krater – und keine Spur von dem Troll und seinen Eltern. Weg. Alle drei.“

 

„Du meine Güte“, flüsterte ich und spürte, wie sich mir das Fell aufstellte. „Und dann?“

 

„JP ist komplett zusammengebrochen. Er erinnert sich nur noch daran, schreiend und weinend auf dem Boden gelegen zu haben. Dann muss er das Bewusstsein verloren haben. Als er wieder zu sich kam, lag er in einem Haufen Alpakas, die sich an ihn gekuschelt hatten, ihn wärmten und versuchten, ihn zu trösten. Ich denke, ohne sie wäre er ebenfalls gestorben. Einfach an dem Schock. Aber das gehört offenbar zu ihren Fähigkeiten, andere aus solch tiefen Schockzuständen herauszukuscheln.“

 

Snowflake liefen die Tränen über das Gesicht – und so schmiegte ich mich an meinen großen Freund, bis er sich ein wenig beruhigt hatte und weitersprach:

„JP blieb noch zwei Tage auf dem Blauen Mond, den die Alpakas in den Stunden, in denen er bewusstlos war, wieder in Ordnung gebracht hatten. Die müssen einen speziellen Aufräumzauber beherrschen. Es gab keinerlei Spuren mehr von der Verwüstung durch den Troll auf dem Trabanten, seiner Zerstörungswut – und nicht von ihm selbst. Und leider auch nicht von Coco und Gaston.

Die Erkenntnis, dass er die Fähigkeit seines Großvaters, alles und nichts in andere Dimensionen zu brüllen, doch geerbt hatte, und das furchtbare Geschehen ließen ihn den Entschluss fassen, nicht in den Zauberwald zurückzukehren, sondern ins Bergland zu gehen. Er sagt selbst, dass er sich damit bestrafen wollte, für das, was er getan hatte. Und er wollte sicherstellen, dass er nie wieder einem Lebewesen das antat, was er seinen Eltern angetan hat.“

 

Das Bergland – das Land der Trolle – und nach den Steinernen Gärten (Ort der Verbannung, an dem jegliche Magie verloren geht (=> 6. Die Bewährungsprobe) die unwirtlichste Gegend, die es auf der Magischen Welt gibt. Dort zu leben, ist tatsächlich eine Strafe, wenn eins kein Troll ist. Müssen harte 100 Jahre für JP gewesen sein.

 

Wie alle Tiere, die vor 100 Jahren schon gelebt hatten, hatte ich nur gewusst, dass eine Schneeleopardenfamilie nicht von ihrem Einsatz zurückgekommen war, dass das Team, das nach ein paar Tagen zum Blauen Mond aufbrach, um nach ihnen zu suchen, weder sie noch irgendwelche Spuren fand, die auf das, was passiert sein könnte, hinwiesen. Klar war nur, dass die Erschütterungen aufgehört hatten und der Blaue Mond wieder friedlich um unsere Welt kreiste. Von dem, was dort oben geschehen war, hatte ich wie alle bis eben keinen blassen Schimmer gehabt.

 

Armer JP.

 

Dass sich JP 100 Jahre lang selbst isoliert hatte, sich so entsetzlich schuldig fühlte, erschütterte mich genauso wie die Ereignisse selbst.

 

 

Bild, KI-generiert. Vor einem dunklen Nachthimmel, mit einer großen Mondsichel in der Mitte, sitzt ein schwarzer Kater, eher als Silhouette von hinten. Rechts und links Bäume ohne Laub, in Schwarz. Am Himmel leuchtende Punkte, die Sterne darstellen.
Freies Bild.

Doch war er schuldig? Waren seine jahrzehntelangen Schuldgefühle wirklich berechtigt?

Ich denke, nein. In allererster Linie trug der aggressive Troll die Schuld, denn er traf die Entscheidung für den Angriff.

Außerdem war JP ein Jugendlicher, der nicht wusste, dass er dieses Brüllen geerbt hatte. Es war zum ersten Mal passiert, weil er Todesangst hatte. Und die hatte er zurecht. Der riesige Troll hätte ihn und seine Eltern auf jeden Fall getötet. (So bestand wenigstens noch die Hoffnung, dass seine Eltern überlebt und nur nicht zu ihm zurückgefunden hatten. Wer weiß, wo sie gelandet waren!)

Aus meiner Sicht tragen dagegen Coco und Gaston einen erheblichen Teil Verantwortung daran, was passiert ist. Wir können es auch konkreter Mitschuld nennen. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, JP rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Und überhaupt, murr: Sie hätten die Pflicht gehabt, schon als JP klein war, herauszufinden, ob er dieses spezielle magische, mächtige Brüllen von seinem Großvater geerbt hatte. Sie waren ihrer Fürsorgepflicht nicht gut nachgekommen. Abenteuer gingen offenbar vor.  

 

Und wir dürfen eins nicht vergessen: JP hat nichts weniger getan, als den Blauen Mond zu retten, der riesige Troll hätte ihn bestimmt zerstört (ob nun mit Absicht oder nicht) und damit wäre nicht nur die Magische Welt in Gefahr gewesen, sondern auch das universelle Gleichgewicht. Nicht auszudenken.

Dieser kleine sonderbare Trabant ist so wichtig, denn – auch wenn es mega kitschig klingt: Es braucht Buntheit und Glitzer in allen Welten. Und vermutlich auch den Glauben an die Existenz von Einhörnern, miau.

 

Also, nein, ich finde nicht, dass er schuldig war. Allerdings stellte sich die Frage, wie wir ihm jetzt helfen konnten.

 

„Habt ihr mal überlegt, dass er zu Joanna geht?“ Joanna ist eine sog. Glückskatze, also dreifarbig, und ist die Therapeutin im Zauberwald. Sie ist spezialisiert darauf, jenen unter uns zu helfen, die magische Unfälle erlebt haben. Aber eins darf mit allen möglichen Problemen zu ihr kommen. Sie macht das erst seit etwa 50 Jahren, nachdem sie eurer Welt lange bei einer Psychotherapeutin gelebt hat.

Snowflake nickte: „Ja, aber noch sträubt er sich ein wenig. Er sagt, er schämt sich zu sehr. Aber ich werde noch mal mit ihm sprechen.“

„Tu das. Unbedingt“, murmelte ich leicht abwesend, denn mir drängte sich eine weitere Frage auf: „Sag mal, hat JP während seiner Zeit im Bergland je nachgeforscht, wie dieser Troll auf den Mond gekommen ist?“

 

„Nachgeforscht ist das falsche Wort. Aber tatsächlich hat er bei seinen Streifzügen den einen oder anderen Gesprächsfetzen aufgeschnappt. Trolle reden ja nicht gerade leise, selbst wenn sie es versuchen. Nach einiger Zeit konnte er sich die Geschichte zusammenreimen. Dieser Troll, der sich auf den Blauen Mond verirrt hatte, hatte in einer Höhle eine Mine mit einem bisher unentdeckten Metall gefunden – und das Zeug herausgelöst und jeden Tag ein paar Bröckchen davon gegessen.

Er bekam, obwohl schon erwachsen, einen Wachstumsschub und entwickelte starke magische Kräfte. Konnte plötzlich Dinge, die Trolle eigentlich nicht können. Nach allem, was JP belauscht hat, war das den anderen Trollen unheimlich. Sie halten das Zeug bis heute für giftig. Weißt ja, wie abwehrend sich Trolle gegenüber neuen Dingen verhalten. Tradition. Tradition. Tradition. Jedenfalls versuchte Gerhard, so hieß der Troll wohl, ob er nun auch das Dimensionenspringen beherrschte. Und verschwand direkt bei seinem ersten Versuch aus dem Bergland – und landete auf dem Blauen Mond. Die anderen Trolle wussten ebenso wenig wie wir all die Jahre etwas über diese Ereignisse, bis heute nicht. Sie wissen nur, dass er nicht wiederkam und sind noch überzeugter davon, dass das Metall ein Teufelszeug ist. So haben sie diese Mine gesprengt.“

 

„Uff, da kommt uns ja ihr angebliches Traditionsbewusstsein und ihr Aberglaube mal ganz gelegen“, kommentierte ich.

Nicht auszudenken, hätten alle Trolle angefangen, sich davon zu ernähren.

 

„Ja, in der Tat“, Snowflake fuhr mit der Zunge durch seinen leeren Wassernapf und schob ihm frustriert von sich.

 

„Ich habe noch Kaffee“, ich deutete auf meine Schale, doch Snowflake lehnte ab.

 

„Jedenfalls hat JP noch einige Höhlen mit diesem Metall während seiner Zeit im Bergland entdeckt und sie zerstört. Dinge in die Luft sprengen konnte er von Kindesbeinen an wohl sehr gut.“

„Haben sich die Trolle darüber nicht gewundert?“

„Sie vermuteten zu Recht, dass in diesen Höhlen das Magische Teufelsmetall, wie sie es nannten, zu finden gewesen wäre, und glaubten, die Höhlen seien von selbst explodiert, und nahmen es als weiteren Beweis dafür, wie gefährlich es war.“

 

 

Ich schluckte eine Bemerkung über Trolle herunter. Sie hatten in der Magischen Welt nicht nur einmal für gehörigen Ärger gesorgt und würden es vermutlich immer mal wieder tun. Aber wenigstens bestand keine Gefahr, dass sie die Weltherrschaft übernehmen würden. Und JP? Der beeindruckte mich immer mehr. Er war nicht nur ausgesprochen liebenswert und machte meinen besten Freund glücklich, sondern er war zudem ein guter Spion und verfügte über besondere Fähigkeiten. Er war wirklich eine Bereicherung für die Gemeinschaft der Magischen Tiere aus dem Zauberwald.

 

 

KI-gneriertes Bild von einem Eiskaffee mit Sahne auf einem Holztisch.
Freies Bild von Pixabay.

„Wow!“, rief Snowflake aus und unterbrach damit meine Gedanken. Verwirrt sah ich zu meinem Freund, der sich meine Schale mit Kaffee geangelt hatte und dabei war, sich die Lefzen zu lecken, bevor er gierig den Rest austrank.

 

„Du hast Recht, das Zeug ist der Hammer.“

„Der ist inzwischen eiskalt“, bemerkte ich ungläubig.

„Aber so etwas von lecker. Vielleicht noch etwas Zucker und ein paar Eiswürfel und etwas Sahne oben drauf“, murmelte er begeistert vor sich – und glaubte vermutlich, gerade den Eiskaffee erfunden zu haben.

 

„Ich will noch einen“, beschloss er und so machten wir uns auf zu Maschas Hütte, wo sich Snowflake einen Eiskaffee zusammenmixte und wir von Mascha ein leckeres Abendessen bekamen. Ich blieb bei warmen Kaffee, auch wenn kalter ja angeblich schön macht. Ich finde, ich bin hübsch genug.

 

Tja, meine lieben Zauberlehrlinge, das ist die Geschichte von JP. Und damit sind wir für heute am Ende angelangt. Ich hoffe, ihr hattet ein wenig Spaß an der Geschichte.

 

Falls ja, hinterlasst mir gern einen Kommentar hier auf dem Blog oder auf meinen Social Media Accounts. Besonders freuen würde es mich, wenn ihr den Blog und meine Geschichten weiterempfiehlt. Danke im Voraus. 

 

Wir lesen uns. Bis bald.

 

 

Es grüßt euch herzlich euer magischer Kater Merlin. 

Kommentare: 3
  • #3

    firefly (Sonntag, 10 März 2024 21:28)

    Was für eine tolle geschichte - trauma-informativ und trotzdem voller glitzernder momente

  • #2

    @energiepirat (Sonntag, 10 März 2024 13:51)

    Lieber Merlin, einmal mehr bin ich tief beeindruckt davon, wie Du ein leider sehr verbreitetes Phänomen im menschlichen Verhalten in einer spannenden und mitreißenden Geschichte verpackt beleuchtest. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Erfahrung wohl fast alle Kinder und Jugendlichen mehr oder weniger intensiv und ausgeprägt erdulden mussten. Ich selbst kenne das seit meiner Kindheit und habe bis heute gebraucht, das wenigstens zu erfassen und zu verinnerlichen, dass ich keine Verantwortung dafür trage und nichts in dieser Zeit meine Schuld ist. Die kann nur eintreten, wenn zuvor das Wissen über das Fehlverhalten bekannt war. Im Übrigen ein bisher noch immer nicht gelöstes Problem der Gesetzgebung, die immer noch nach dem Motto handelt "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht". Ein Unding,

    Es wird bei diesem Phänomen wohl kein Schwarz oder Weiß geben, aber eine Menge Grautöne und in der Mehrzahl der Fälle wird der Anteil des schädlichen Spektrums für die Betroffenen ungesund hoch sein. Psychische Gewalt ist weit verbreitet und wird im Gegensatz zu physischer Gewalt leider immer noch nicht scharf geahndet. Und sie nimmt als standardisiertes und akzeptiertes Verhalten immer mehr zu. Ich denke schlicht deswegen weil sie nicht geächtet und geahndet wird. Und weil das Ersatzventil physischer Gewalt eben gesellschaftlich zurückgedrängt wird.

    Schlimmer noch gilt psychische Gewalt als Charakteristikum des Verhaltens so genannter Alpha-Menschen und Führung beanspruchende Individuen als salonfähige Nachweise und Legitimation von Erfolg. Beispiele sind Heidi Klum, Markus Söder, DieterBohlen, Donald Trump, Alexander Dobrindt und ähnliche Lautsprecher ohne jede Moral.

    Ich hoffe doch sehr dass Jean-Paul das Schicksal seiner Eltern noch aufklären kann. Immerhin gibt es doch hnehin nur noch so wenige Schneeleoparden, dafür aber um so mehr Trolle. Auch in unserer Welt.

    Danke Dir für diese wunderbare Geschichte

    Dein Energiepirat

  • #1

    Vinzenz (Sonntag, 10 März 2024 10:33)

    Ich lerne jedes mal sehr viel von deinen Geschichten.