7. Ämterchaos - Unerwartetes Wiedersehen

Miau und hallo, meine zauberhaften Leser*innen!

 

Ihr glaubt mir nie, was ich im Februar/März 2023 erlebt habe – ich war selber zwischendurch richtig fassungslos.

 

Es begann zunächst mit der zwar ätzenden, aber letztendlich dennoch nicht außergewöhnlichen Tatsache, dass Anna & Co Anfang Februar 23 mal wieder eine*n neue*n Sachbearbeiter*in zugeteilt bekamen. Nennen wir sie*ihn für die Geschichte doch einfach Heinz; dann muss ich nicht dauernd Sachbearbeiter*in tippen. Also, dieser ganze Behördenkram ist ja an sich schon belastend genug, die ständigen Personalwechsel machen es nicht besser. Anna hatte über die Jahre viele Sachbearbeiter*innen. Gute und schlechte. Verständnisvolle und weniger verständnisvolle. Und jeder Wechsel löste bei Anna & Co Angst aus, barg das doch immer wieder auf ein Neues die Gefahr, dass ihnen Hilfen genommen werden würden, die sie so dringend brauchten. Ich habe ja schon mal erklärt (=> Geschichte 5. Ein Echabenteuer und seine Folgen), dass komplex traumatisierte Menschen besondere Bedingungen und somit besondere Hilfen benötigen.

 

Nun, Anna hatte mit viel Unterstützung und Kraft irgendwann durchgekämpft, dass sie bekommt, was sie und die anderen brauchen. Natürlich hatte auch ich meine Pfoten dabei im Spiel. Ich bin oft in das Amt gegangen, um mit Hilfe meiner Magischen Schreibfeder heimlich den einen oder anderen Bescheid in Annas Sinne zu verändern oder mit ein bisschen magischer Energie die zuständige Person zum Umdenken zu bewegen. Eine Zeitlang war ich sogar etwa alle drei Monate dort. Da hatte Anna eine Bearbeiterin, die menschlich echt ok, aber nicht in der Lage war, auch nur einen Bescheid formal korrekt auszustellen. Allzu oft fehlte sogar die Unterschrift. Von dem Stempel oder korrekten Daten rede ich da schon gar nicht mehr.

 

Doch all das war verglichen mit Heinz Kinderkram gewesen. Das war eindeutig ein Exemplar, was Anna & Co alles andere als freundlich gesinnt war. Mit diesem Typen an entscheidender Stelle waren tatsächlich existentielle Hilfen in Gefahr (Bitte versteht, dass ich das nicht genauer ausführe, Anna möchte das nicht.) und so wurden Anna & Co von Angst und Panik geradezu überschwemmt.

 

Der wohl schrecklichste Aspekt für komplex traumatisierte Menschen bei der Abhängigkeit von Ämtern ist das Ausgeliefertsein, die Tatsache, dass erneut fremde Menschen über sie bestimmen und meinen zu wissen, was der richtige Weg ist, dass wieder jemensch Macht über sie und ihr Leben hat, wieder der Gefahr ausgesetzt zu sein, fremdbestimmt zu werden, wieder ohnmächtig zu sein - wie damals.

 

Da es einen Brief nach dem anderen von Heinz gab, mit immer neuen nicht zu bewältigenden Auflagen, Unterstellungen, Unverschämtheiten, bis hin zu Drohungen, rutschten Anna & Co immer tiefer in Gefühle von Verzweiflung und ohnmächtiger Wut, bis hin zu massiver Todesangst.

 

Ja, der Typ drohte quasi in jedem Brief mit der Streichung aller Hilfen, wenn Anna nicht sofort dieses oder jenes tun, nachweisen und was-weiß-ich-nicht-alles machen würde. Selbst die wirklich guten menschlichen Unterstützerinnen stießen an ihre Grenzen; Heinz war sowas von beratungsresistent. Also beschloss ich, die Sache selbst in die Pfoten zu nehmen. Jeder Brief von ihm löste extreme Reaktionen aus und mittlerweile waren alle im System so durch, dass Anna es kaum noch schaffte, den Alltag zu managen. Das konnte so nicht weitergehen. Schließlich hatte ich seit einigen Wochen ganz offiziell das Okay vom Rat der magischen Tiere, in solchen Situationen einzugreifen. Ihr erinnert euch sicher! (=> 5. Ein Elchabenteuer und seine Folgen). Es war an der Zeit, das auch zu nutzen und mal wieder die Magische Feder einzusetzen.

 

Die magische Feder ist wirklich genial, habe ich euch das schon erzählt? Mit ihr lassen sich Schriftstücke verändern – und sofern sie am Original angewendet wird, erscheinen die Änderungen sowohl auf allen Kopien als auch in der entsprechenden Datei im Computer. Spart eine Menge Arbeit und ist sehr nützlich, wenn sich eins mit Computern nur rudimentär auskennt. Außerdem lässt sich das nicht so einfach rückgängig machen; der Zauber der Feder ist nur mit Mieser Magischer Energie zu brechen – und lässt zudem den ursprünglich Erstellenden des Schriftstücks glauben, dass das, was mit ihr geschrieben wurde, genau so beabsichtigt war. Ja, sie ist ein starkes magisches Instrument und sollte mit Vorsicht eingesetzt werden.

 

Tja, so weit, so gut. Leider erwies sich dieses Vorhaben als deutlich komplizierter, als ich zunächst erwartet hatte, und so war ich viel in der Stadt unterwegs, um einen Weg zu finden, wie ich Anna & Co helfen konnte. Ihr glaubt nicht, wem ich dabei nach über 25 Jahren über den Weg gelaufen bin:

 

Tasso!

 

Erinnert ihr euch noch? Tasso ist der Schäferhund, der mich Ende der 1990er Jahre gefunden hatte, nachdem ich vom Baum gefallen war und mich schwer verletzt hatte. Ihm verdanke ich, dass ich das überlebt und Anna & Co kennengelernt habe. (=> 2. „Wie alles anfing“)

 

Ja, Tasso lebt noch!

 

Ich dachte auch, ich sehe nicht richtig, als er plötzlich eines Abends vor mir stand.

 

Ich hatte ewig nicht an ihn gedacht. Nun, ich denke, es dämmert euch bereits, oder?

 

Ja, richtig, auch Tasso ist ein magisches Tier. Unangenehmerweise hatte ich weder das damals begriffen noch hatte ich seine sehr traurige Geschichte auf dem Schirm.

 

Holla, war mir das peinlich, sag ich euch. Durch meine Verletzung und seine sehr hölzerne Art zu sprechen hatte ich vor 25 Jahren so ziemlich alles verpennt, was er so von sich gab. Zum Glück ist er nicht nachtragend und so hat er mir eifrig ein zweites Mal berichtet, was ihm zugestoßen war:

 

Als Tasso ein sehr kleiner Welpe war, tobte im Zauberwald ein Krieg zwischen jenen, die sich die Unheilvollen nennen – eine damals noch sehr gut organisierte Bande magischer Tiere, deren Ziel nicht nur die Herrschaft über die magische Welt, sondern auch über die der Menschen ist – , und den Anständigen unter uns magischen Tieren, die ihre Aufgabe darin sehen, Menschen, die Hilfe brauchen, zu unterstützen. Jedenfalls ist das der Job magischer Haustiere, die Aufgabe magischer Raub- und Wildtiere ist, wie ihr euch denken könnt, eine andere: Sie sorgen für Frieden innerhalb der Magischen Welt und zwischen den verschiedenen Universen. Nun, ihr wisst ja, wie das so mit der Diplomatie ist: Das klappt leider nicht immer.

 

Der große Krieg zwischen den guten Tieren aus dem Zauberwald und den Unheilvollen fand ein paar Jahrzehnte vor meiner Geburt statt und es gelang am Ende, die Unheilvollen zumindest vorübergehend in die Bedeutungslosigkeit zu verbannen, auch wenn sie noch immer existieren.

 

Eines Abends jedenfalls, so erzählte Tasso, verließ er seinen sicheren Unterschlupf, anstatt dort auf seine Eltern zu warten. Ihm knurrte wohl fürchterlich der Magen. Und während er auf der Suche nach etwas Essbarem war, wurde er von einer Bande jugendlicher Hunde, die sich den Unheilvollen angeschlossen hatten, überfallen und schwer verletzt. Es war zu jenen Zeiten schon für ausgewachsene magische Tiere gefährlich, nach Anbruch der Dunkelheit allein unterwegs zu sein, für einen Welpen war es fatal. Solche Überfälle durch die Unheilvollen waren damals keine Seltenheit. Nun, ich erspare euch, was die Hundebande mit ihm anstellte. Die Folge war, dass er – noch bevor seine Ausbildung überhaupt begonnen hatte – fast alle seine magischen Fähigkeiten verlor. Geblieben war ihm die Fähigkeit des Lesens, berichtete er stolz, und offenbar die sehr lange Lebenserwartung, die wir magischen Tiere haben. Als er endlich ausgewachsen war, hatte er zunächst einige Jahre in der Bibliothek gearbeitet. Schließlich entschloss er sich doch, den Zauberwald über eins der magischen Trampoline zu verlassen (=> 5.Ein Elchabenteuer und seine Folgen) und hat fortan fast ausschließlich in eurer Welt gelebt. Der Wunsch, ein hilfreicher Begleiter für Menschen zu sein, war trotz allem in ihm stark ausgeprägt und seine Eltern hatten ihn unterstützt, wo sie nur konnten, um ihm das zu ermöglichen.

 

Derzeit wohnt er immer noch bei der Hippie-Frau, die mich damals gesund pflegte, und er liebt es, mit ihr zusammen kranke oder verletzte Katzen gesund zu pflegen. Stimmt schon, er hatte sich damals wirklich gut um mich gekümmert. Hanne heißt sie, hatte ich damals auch nicht mitbekommen. Jedenfalls leben sie seit ein paar Jahren gar nicht so weit von uns entfernt und so kam es, dass er mich auf einem seiner abendlichen Spaziergänge entdeckte, als ich unterwegs war, um Anna & Co zu helfen. Seltsam, wie sich manchmal die Wege wieder kreuzen.

 

Also, jedenfalls ist der Kerl cleverer, als ich damals vermutet habe, und ein guter Freund noch dazu. Ohne ihn …

 

Nein, halt. Ich denke, ich erzähle euch die ganze Geschichte lieber gesondert und von Anfang an.

 

Wie immer dürft ihr mir gerne Kommentare hier oder auf meinen Social Media Accounts hinterlassen. Würde mich sehr freuen. 

 

Es grüßt euch herzlich euer Merlin.

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Kommentare: 2
  • #1

    @energiepirat (Donnerstag, 20 April 2023 20:31)

    Lieber Merlin, ganz zauberhaft und ich freue mich sehr auf die Geschichten der nächsten Tage. Gespannt wie ein Flitzebogen

  • #2

    Hartmut (Dienstag, 27 August 2024 21:08)

    Dieser Teil der Geschichte war schon sehr traurig, weil viele Kranke mit Behörden über Hilfsmittel Unterstützung kämpfen müssen und bei Menschen mit einer DIS stell mir das noch viel schlimmer vor, weil sie nicht direkt sichtbar ist. Ja, manchmal würden sich viele von diesen Menschen eine Zauberfeder wünschen. Dafür haben Sie manchmal Glück und haben jemanden, der Ihnen hilft. Was mich ein bisschen Wunder, dass du als Kater zu häufig durch die Stadt spazieren kannst und eigendlich nichts passiert mit dir. Aber das liegt wahrscheinlich daran, weil du ein Zauberkater bist. Danke dafür, dass du das geschrieben hast. Gruß an Anna und Elchili.�