Miau und hallo, meine zauberhaften Fans,
ich wollte euch ja ein bisschen auf dem Laufenden halten, wie es Anna und Co und mir so mit dem Ausbau des Dachgeschosses hier im Haus geht und was so passiert:
Also, seit ein paar Tagen steht das Gerüst komplett, noch allerdings ohne Wetterschutzdach. Da wir hier tatsächlich mal Schnee bekommen haben, stagnieren fast alle Arbeiten.
Der Aufbau war nicht nur laut, sondern auch recht triggerig, mit den Gerüstbauern so direkt vor den Fenstern und zog sich bisher schon über eine Woche. Die Arbeiter haben mehr Pause gemacht, als gearbeitet. Eins kennt das. Netterweise wurde der Balkon ausgespart. Vielleicht können wir den ja doch ein bisschen nutzen und ein paar Blümchen aussäen. Erst mal ist es nämlich wohl so gedacht, dass das Gerüst auf unserer Seite des Hauses nur zur Sicherung dienen soll und darauf niemensch hin und her läuft oder so. Schauen wir mal, miau. Annas Nächte sind, seit das Ding steht, wie befürchtet, erheblich schlechter, obwohl ich brav die ganze Nacht Wache halte und wir die Fenster ja zumindest provisorisch gesichert haben.
Außerdem haben wir inzwischen alle Dacharbeiter „kennengelernt“. Normalerweise hören wir die Arbeiter um genau zwanzig vor sieben die Treppe hinaufstampfen. Daran haben sich innen alle zum Glück dank der Regelmäßigkeit ein bisschen gewöhnt, sodass die Kleinen wenigstens morgens nicht mehr zusammenzucken, wenn sie die schweren Schritte und Stimmen im Treppenhaus hören. Dann passiert bis Viertel nach sieben in der Regel gar nichts. Anna mutmaßte schon von Beginn an, dass die Arbeiter zunächst gemeinschaftlich frühstücken. Ich erweitere auf einen Morgenkreis, nachdem Anna und ich sie mal beim Schauen nach der Post haben angekommen sehen. Dazu müssen wir ja über den Hof – und an dem Tag waren die Arbeiter deutlich später dran als sonst. Ich hätte fast einen Lachkrampf bekommen, als wir sie erblickten.
Diese zwölf erwachsenen Menschen liefen doch tatsächlich in Zweier-Reihen über den Hof, wie Kinder in der Schule oder eine Entenfamilie; vorneweg der Chef der Dachdecker mit dem Jüngsten, dahinter folgten weitere fünf Pärchen, die sich jeweils angeregt unterhielten. Wenn ich dran denke, muss ich schon wieder kichern und ich komme nicht umhin, mir vorzustellen, wie sie oben erst mal einen Stuhlkreis machen und sich erzählen, wie es ihnen geht, bevor sie mit der Arbeit anfangen.
Tatsächlich sind meisten von ihnen sehr höflich, öffnen Anna und mir immer die Türen und grüßen freundlich. Und den Hof halten sie zum Glück gut in Ordnung. Anna hatte damit gerechnet, dass ständig etwas im Weg liegen würde, um das sie drum rumlaufen oder gar drübersteigen müsste. Aber nein, selbst die Balken und Stahlträger lagen immer brav auf der Wiese, sodass wir gut durchkommen.
Trotzdem bleibt es natürlich belastend: Schon bei den ersten Vorarbeiten rieselte es kräftig in den Zwischendecken und im Schornstein. Bei letzterem hörte es sich an, als würde gleich das gesamte Haus einstürzen. Sarah geriet verständlicherweise in Panik, stürzte in die Küche und starrte voller Entsetzen auf den Schornstein. Anna und ich brauchten ein paar Minuten, um sie dazu zu bewegen, jetzt sofort eine Runde rauszugehen und dabei dem Chef der Dachdecker Bescheid zu sagen. Das hatten wir uns ja für den Fall, dass der Lärm oder auch Erschütterungen unerträglich werden, fest vorgenommen. Also das Rausgehen. Ich war ein bisschen stolz auf Sarah, dass sie sich tatsächlich darauf eingelassen hat. Der Chef der Dachdecker war ein wenig verwundert, dass wir das in unserem Stockwerk noch hörten, beruhigte uns aber, dass da nichts passieren könnte.
Anna ist trotzdem froh, dass sie die Küchenschränke bereits im Sommer umgeräumt und alle zerbrechlichen Küchenutensilien und vor allem das Geschirr von den oberen Schränken in die unteren befördert hatte. Die Oberschränke hängen nämlich an der Wand ebenjenes Schornsteins und die Sorge, sie könnten während der Bauarbeiten herunterkrachen, war nun noch ein wenig größer geworden. Allerdings haben diese uralten Schränke sogar den Abriss des Schornsteins oberhalb des Fußbodens des Dachbodens überstanden. Zumindest bisher, ganz fertig sind die damit wohl nicht. Große Katze im Himmel, hat das im Schornstein gepoltert. Das war der reinste Steinschlag da drin – und so laut, dass auch ich dachte, dass jetzt ganz bestimmt das Haus einstürzt, und mich ganz eng an Anna gekuschelt habe. Ja. Mau. Schon klar. Aber auch einem Zauberkater gehen mal die Nerven durch.
Insgesamt waren die ersten Wochen tatsächlich weniger laut, als wir alle befürchtet haben. Trotzdem war es nötig, den Tages- und Wochenrhythmus an den Lärm anzupassen. So finden Wäschewaschen und Staubsaugen jetzt nicht mehr am Samstag statt, wenn die Dacharbeiten pausieren, sondern Anna erledigt das und den gesamten To-Do-Kram unter der Woche, wenn es eh laut ist, um nur ein Beispiel zu nennen. So haben wir Samstag wirklich Ruhe. Das ist wie so vieles andere sinnvoll, sorgt aber innen natürlich zusätzlich für Verwirrung. Eine feste Tages- und Wochenstruktur ist für Anna und Co fast schon überlebenswichtig, vieles seit Jahren bewährt und eine gute Orientierung für alle. Daran zu drehen, schafft erst mal gehörig Unsicherheit, selbst wenn es sich um vermeintliche Kleinigkeiten handelt oder alle verstehen, warum Anna es nun anders macht.
Dazu kommt, dass Anna und Co nun wesentlich spontaner sein müssen, weil nie klar ist, wann es wie laut ist oder nicht. Muss zum Beispiel die Mittagspause mit Kopfhörern gemacht werden oder können wir uns einfach alle zusammenrollten und schlafen? Bleibt es dann auch wirklich ruhig? Solche Sachen sind echt anstrengend! So sind nicht angekündigte Baupausen von unklarer Länge, wie es sie direkt am Anfang für drei Tage gab oder jetzt aufgrund des Wintereinbruchs, erleichternd und stressig zugleich. Anna stand bzw. steht jeden Morgen wieder vor der Frage, ob die Arbeiter nun kommen oder nicht und wie somit der Tag gestaltet werden muss.
Gemiau, die erste Pause gab es nach gerade mal fünf Arbeitstagen. Am zweiten Tag ohne Bauarbeiten erhielt Anna von einer Nachbarin die Nachricht, dass die Arbeiten erst fortgesetzt werden würden, wenn „die Höllenmaschine (Staubsauger) zur Verfügung steht“. Sowohl Anna als auch ich starrten etwas verwundert auf das Wort Staubsauger, tippten dann aber auf eine besonders kreative Autokorrektur und schoben es beiseite.
Nun jaaaa. Nach drei weiteren ruhigen Tagen hörten wir morgens die Arbeiter wieder die Treppe hochgehen – und irgendwann ein nicht allzu lautes, gleichmäßiges Rauschen, was wir nicht so richtig zuordnen konnten. Anna hatte an dem Tag Physio und da ich Holly und Joy (=> 13. Eine unheilvolle Entdeckung) auch gern mal wieder sehen wollte und keine Lust hatte, allein zu bleiben, hatte ich beschlossen, sie zu begleiten.
Schon als wir aus der Haustür in den Hof traten, dachte ich, mir zerfetzt es die Katzenöhrchen. Der Lärm war schier unaushaltbar.
Und wir müssen beide nicht schlecht geguckt haben. Aus dem Dachbodenfenster führte nämlich ein hellblauer Plastikschlauch die Fassade hinunter, über den Hof und durch den Durchgang im Vorderhaus bis auf die Straße.
Das Ding hatte einen ordentlichen Durchmesser und Schutt und Steine rauschten hindurch. Doch das wirklich Laute war der LKW auf der Straße, in den der Schlauch führte. Sah aus wie so ein Tanklaster und saugte das ganze Zeug aus dem Dachgeschoss. Es war in der Tat ein überdimensioniertes Staubsauger-Monster. Völlig abgefahren, das Teil. Janni und ich fanden das ja trotz des ohrenbetäubenden Lärms sehr spannend und hätten es uns gern genauer angeguckt, aber Anna drehte fast durch ob des Krachs und wollte nur so schnell wie möglich zum Briefkasten, was aufgrund des Staubsaugerschlauchs, der vor der Wand mit den Briefkästen lag, recht schwierig war, und dann schnell raus dem Lärm.
Letzteres erwies sich als nicht machbar: Auf der gesamten Straße, in der wir wohnen, war es dröhnend laut; leider damit auch während der Physio, da Hollys Praxis ja schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt. Die arme Joy hatte ihre Öhrchen ganz fest an den Kopf gepresst. Rasch zeigt ich ihr den Trick mit dem magischen Gehörschutz. Funktionierte gut und die junge, magische Renn- und Spring-Labbi-Hündin konnte sich wieder entspannen. Wenigstens eine. Es war echt lauter als in Annas Wohnung, da diese sich ja im Hinterhaus befindet und alle Fenster zum sog. zweiten Hof gehen. Unfassbar.
Ja, der Lärm. Anna und Co schirmen so viel wie möglich davon über Kopfhörer ab. Die Baukopfhörer kann Anna leider nur kurz tragen, weil sie unangenehm auf die Ohren drücken und so die Trigeminusschmerzen verstärken. Außerdem lassen sie deutlich mehr durch als die ANC-Kopfhörer mit Musik, Hörbuch etc. Wie ich euch bereits erzählt habe (=> Dachgeschossausbau Teil 1), hat Anna ja verschiedene Sachen wie White Noise und ASMR ausprobiert, die sie über Kopfhörer hören kann, um nicht ständig dem Lärm ausgesetzt zu sein. Vor allem für die Mittagspause ist das wichtig, aber natürlich nicht nur.
Also, ASMR ist tatsächlich inzwischen von der Liste gestrichen. Anna und Co hilft es im Gegensatz zu anderen Menschen nicht so wirklich. Aber – Youtube sei Dank – wir haben gemeinsam ein paar Videos mit Entspannungsmusik und White Noise entdeckt, die verschiedenen Innenpersonen ganz guttun und zumindest etwas helfen, zur Ruhe zu kommen.
Ich stelle euch die Links hier mal einfach ein. Vielleicht ist auch etwas für eins von euch dabei:
1. Musik mit Alpha- oder Deltawellen: Anna fährt da völlig drauf ab, aber ich kann mir vorstellen, dass beides auch triggern oder Dissoziationen verstärken kann. Von daher seid bitte vorsichtig, wenn ihr da reinhört.
- Deltawellen: https://youtube.com/watch?v=njHvGxZgTPk&si=3-TnMxooO1o960bE
- Alphawellen: https://youtu.be/bQg8R-vi1cA?si=ALEwKCZt5whVfjDs
2. White Noise bzw. Pink Noise haben tatsächlich eine ganz gute Wirkung auf alle. Sarah bevorzugt das Pink Noise, die Kleinen White Noise, allerdings vor allem wegen des Elefanten, der im Video zu sehen ist, vermute ich mal.
- Pink Noise https://youtu.be/scI2l4rw68w?si=RY-v82L-PE6s8v1A
- White Noise https://www.youtube.com/live/UkDFmwCjqvw?feature=shared
3. Bei der Suche, was es in diesem Bereich noch so auf Youtube gibt, sind wir dann noch über zwei Videos gestolpert. die vor allem für die Kleinen hilfreich und beruhigend sind.
- https://youtu.be/VaJdTzvuvdk?si=Rb_mkBXVi5CUvK1I
Das hier läuft bei den jüngeren Innenpersonen nur noch unter dem Begriff „Elefäntchen-Musik“ und wird tatsächlich immer wieder eingefordert.
- https://www.youtube.com/live/p9zVsQcUDbk?si=02W6C_RGpPI6Blqe
Das gefällt allen von der Musik und dem Video, eine extrem niedliche Schildkröte am Strand, her noch viel besser, ist aber leider mit Werbung (nach einer halben Stunde das erste Mal).
Vielleicht ist da was für eins von euch dabei. Würde mich freuen, miau.
(Alle Links Stand: 12.02.2025)
Hmmm, was noch? Ach ja: Zu dem Thema Fluch(t)-Treppe gibt es leider noch keine neuen Informationen. Da brauchen wir weiterhin eure Daumen, wenn ihr den einen oder anderen übrighabt.
So, miau, soweit für heute mit den Ereignissen und Erfahrungen rund um den Dachgeschossausbau und die Belastungen, die dieser so mit sich bringt. Ich muss dringend ein Nickerchen halten, um in der Nachtwache nicht doch einzuschlummern. Gut, dass eins bei Katzies die Augenringe nicht sehen kann, die ich derzeit habe.
Bis bald. Wir lesen uns. Und wie immer: Wer mag, kann mir gerne hier oder auf meinen Social Media Accounts einen Kommentar hinterlassen.
Es grüßt euch herzlich euer Merlin
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Hartmut (Dienstag, 18 Februar 2025 15:03)
Also Merlin, ich muss ja sagen: Euer Logbuch über den Umbau ist schon sehr spannend – und ein kleines bisschen gruselig. Wenn ich bedenke, dass da ein ganzer Schornstein abgerissen wird, hätte ich das nicht erwartet. Aber das mit dem Schornstein und dann einem riesengroßen Staubsauger – boah, das war echt eine ganze Menge!
Ihr müsst echt viel durchhalten, und fertig seid ihr ja noch lange nicht. Was schön ist, sind zumindest die Links zu den Videos. Da überlege ich, ob die „Elefantenmusik“ und das mit der Schildkröte vielleicht etwas für meinen kleinen Neffen (6) sind. Warum sollte man das nicht mal ausprobieren? Ich werde ihm das mal zuschicken – gerade wegen seines ADHS.
Ansonsten kann ich euch nur ganz fest die Daumen drücken, dass ihr bis zum Ende durchhaltet.
Danke, dass du uns auf dem Laufenden haltet!
firefly (Mittwoch, 19 Februar 2025 02:36)
wer merlins geschichten liest, kann eigentlich nicht anders, als komplextraumafolgen zu verstehen. allein die sache mit den bauarbeitern direkt vor dem fenster - ein sinnbild für bedrohung und ausgeliefertsein, nur leider in echt. wie schön, dass der stuhlkreis der emotionen das wieder aufbricht und tatsächlich zum lachen bringt. wie viel kraft dahinter steht...
@energiepirat (Sonntag, 02 März 2025 15:44)
Lieber Merlin,
Vielen Dank für diesen Zwischenstand. Ich denke Ihr habt den größten Teil geschafft und werdet den Rest auch noch meistern. Ein längerer Kommentar bleibt derzeit aus, da mein Kopf so voll ist mit aberwitzigem Irrsinn, dass ich zu kaum mehr anderem komme. In den Momenten, die mir bleiben, bin ich gar nicht mehr in der Lage mich auf irgendwas nachhatig zu konzentrieren. So kommen kaum Gedanken in Fluss.
Es ist schön zu sehen, wie Ihr Euch arrangiert. Und die Dachdeckertruppe scheint ja sehr gut organisiert und geführt zu sein, Auch wenn das nicht davor schützt, dass es auch für diese Leute nicht immer möglich ist, alles zu berücksichtigen und sofort auf Veränderungen von außen wie z. B. Schnee zu reagieren.
Bin gespannt ob das Wetterschutzdach noch kommt, der Kamin hält (da bin ich sicher) und die Fluchttreppe nicht zur befürchteten Einladung für Einbrecher wird.
Bis hoffentlich bald
Thomas